Schule im Faschismus

Die Schulgeschichte des Trentino hautnah erleben kann man im Museo della Scuola in Rango, Museo della Scuola di Rango Tomaso Iori APS © Maude Guatteri

Bergdorf im Trentino gespalten
Auch die Schule im Trentino litt unter dem Faschismus und der zentralistischen Reform von Bildungsminister Giovanni Gentile von 1923: deutsche und ladinischsprachige Unterrichtsangebote wurden abgeschafft, neue Lehrpläne eingeführt und Lehrkräfte, Direktoren und Inspektoren mit österreichischer Ausbildung durch regimetreues Personal ersetzt. Besonders für die Berggemeinden brachte die Schulreform neue Herausforderungen mit sich, da es dort vielfach kleine Dorfschulen mit nur wenigen Klassen gab. In diesen Tagen vor 100 Jahren wird in der Gemeinde Bleggio Superiore über den notwendigen Neubau von Schulgebäuden in zwei ihrer Fraktionen diskutiert – trotz eines bescheidenen Gemeindebudgets. Dabei liefern sich zwei Lehrpersonen – Donati und Collini – einen Schlagabtausch.
Donati spricht sich in der Tageszeitung La Libertà vom 1. Oktober für ein einziges Schulgebäude für mehrere Fraktionen der Gemeinde aus und führt mehrere Argumente ins Feld:
„Die Gemeinde Bleggio Superiore besitzt völlig ungeeignete Schulen, die allein schon ein drängendes Problem darstellen, das ein vollständiges und radikales Handeln gemäß den Bestimmungen der Gentile-Reform erfordert […]. Cavaione, ein reizvoll gelegenes und aus Sicht der Gesundheitsbehörden geeignetes Dorf, könnte einziger Schulstandort für die vier Fraktionen werden, mit einer Schule von 7 Lehrern. […]
Wie sieht es mit den Entfernungen aus? Von Bivedo sind es 10 Minuten, von Balbido 12 […] Seit einigen Jahren unterrichte ich in Larido und habe niemals Fehlzeiten aus den oben genannten Gründen [Schneefälle im Winter] beklagt. Cavaione ist von Larido genauso weit entfernt wie Bivedo von Cavaione […]. Angesichts der zu erwartenden Kosten von 200.000 Lire könnten wir 80.000 Lire einsparen […] Mit 120.000, so die Angaben der Zuständigen, kann das zentrale Gebäude an einem aus Sicht der Gesundheitsbehörden tadellosen Standort errichtet werden […]. Eine Schule mit 7 Lehrern […] ist ein wahres didaktisches Juwel, wie es nur Marktgemeinden vorweisen können. Der Unterricht würde in einem Umfang erteilt, der dem staatlichen Ideal am nächsten kommt, und die Ergebnisse wären wirklich aufbauend […].“
Die Antwort des Lehrerkollegen Collini erscheint – in einem etwas schärferem Ton – in der faschistischen Tagezeitung Il Brennero am 7. Oktober:
„Die Lektüre des Artikels erweckt den Eindruck, als ob dessen Autor ein ‚ideales‘ Projekt vorschlägt, ohne Rücksicht auf lokale Gegebenheiten und geleitet von übertriebenem Optimismus. Es war ohnehin nicht angebracht, diese Diskussion über die Zeitungen zu führen (und noch dazu in solchen!!) […]. Man müsste zunächst in der Bevölkerung ein breites Bewusstsein schaffen für das Projekt, da man die Leute sonst, abgesehen von den Schwierigkeiten, die ich im Folgenden noch ausführen werde, zwingen würde, eine Lösung zu akzeptieren, die ihren Interessen widerspricht – und diesen Widerspruch wird man ‚nie‘ auflösen können […]. Der Streit um das zentrale Gebäude in Cavrasto-Rango ist bereits abgeschlossen und eine positive Antwort vom Ministerium für öffentliche Bildung liegt bereits vor. Die Frage auf neuer Grundlage wieder aufzurollen, würde einem Stich ins Wespennest gleichkommen und unnötig Zeit mit leeren Diskussionen kosten. […]. Dass das neue Gebäude in Cavaione an einem reizvollen und aus Sicht der Gesundheitsbehörden vorteilhaftem Standort errichtet werden könnte, mag sein, aber wohl kaum mit 120.000 Lire, und ich fordere die Zuständigen von Herrn Donati auf, das Gegenteil zu beweisen […]. Die förderlichen Bestimmungen des Schulsystems würden den Gemeindefinanzen erheblich eher zugutekommen, wenn zwei Gebäude anstelle des einen errichtet würden, da der Zuschuss für jedes Gebäude 50.000 Lire beträgt und nicht proportional zu den Ausgaben [berechnet wird] […].“
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