Osttiroler Bierbraukunst
Die Brauerei Falkenstein in Lienz

Erste Osttiroler Dampfbrauerei Falkenstein bei Lienz, um 1904 © Verlag J. G. Mahl; Sammlung Oliva Lukasser – TAP

Seit mittlerweile 125 Jahren wird in der Brauerei Falkenstein in Lienz Bier gebraut. Im Jahr 1900 gründete der aus Matrei i. O. stammende Johann Steiner die „Erste Osttiroler Dampfbrauerei Falkenstein“. Bis das erste Bier jedoch aus den Zapfhähnen floss, sollten noch zwei weitere Jahre vergehen. Steiner, der sein Brauhandwerk in Österreichisch-Schlesien erlernt hatte, setzte auf modernste Technik – inklusive eines eigenen E-Werks zur Stromerzeugung. Trotz seines Innovationsgeists blieb der wirtschaftliche Erfolg aus: Bereits 1918 verkaufte er die Brauerei an die Gösser Brauerei AG in Leoben. Über die Jahre wurde der Betrieb Teil der Brau-Union-Österreich und gehört heute zum niederländischen Heineken-Konzern.
Über die „Entwicklung der Brauerei Falkenstein“ berichten die Innsbrucker Nachrichten am 18. August 1925:
„Die Brauerei Falkenstein bei Lienz in Osttirol wurde im Jahre 1901 von dem Braumeister der Bürgerlichen Brauerei in Troppau, Herrn Johann Steiner, erbaut. Dieser hat die Brauerei praktisch und gut eingerichtet und war es ihm möglich, mit seinen, den Konsumenten entsprechenden Bieren in Osttirol, wozu damals auch das ganze Pustertal gehörte und auch in Oberkärnten festen Fuß zu fassen, wodurch diese rührige Brauerei auf eine Jahreserzeugung von 8 bis 10.000 Hektoliter kam. Das Ins-Leben-rufen dieser Brauerei hat der Bevölkerung und insbesondere den Geschäftsleuten großen Nutzen gebracht, weil einerseits der Bedarf für die Brauerei gedeckt wurde und andererseits die Arbeiterschaft ihr Bedürfnis hatte. Bis zum Jahre 1916 betrieb Steiner seine Brauerei, war aber dann genötigt, im Kriege durch die geringe staatliche Materialzuweisung seinen Betrieb einzustellen.
Im Jahre 1918 hat die Gösser-Brauerei-A.G. die Brauerei Falkenstein käuflich erworben, um diesen Betrieb, welcher für den kleinen Teil Osttirol von großer Bedeutung war, wieder ins Leben zu rufen. Durch Beschaffung modernster Einrichtung, der besten Maschinen, Lagertanks und praktische Neuerungen ist diese Brauerei dann nach Aufwendung vieler Kosten im Jahre 1920 wieder in Betrieb b?g?ekommen, wobei eine Erzeugungsmöglichkeit von 30.000 Hektoliter pro Jahr zu Grunde gelegt ist.
Die Brauerei beschäftigt 50 Arbeiter, hat mehrere Lastautos im Betriebe, wodurch wieder dem industriearmen Landesteil in reichem Maße das gegeben ist, was seinerzeit durch die Einstellung verloren gegangen ist.
Besonders hervorzuheben ist, daß die Abfälle der Brauerei, wie Trebern usw. den in der Umgebung befindlichen Wirten und Gutsbesitzern zugute kommen, was sich in der futterarmen Zeit von großem Vorteile gezeigt hat. Die Brauerei besitz eigene Wasserkraft mit vollständigen elektrischen Betrieben und eine Säge, die auch für den Lohnverschnitt zur Verfügung steht. Die Brauerei Falkenstein ist eine der modernst eingerichteten Mittelbrauereien Tirols und kann als Musterbrauerei hingestellt werden und ist durch das kapitalkräftige Eintreten der Gösser-Brauerei A.-G. dem Lande Tirol ein industrielles Unternehmen erhalten geblieben, welches nach jeder Richtung hin Nutzen bringt. […]“
Maria Pichler
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Generalsekretariat des EVTZ "Europaregion Tirol - Südtirol - Trentino"
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