Ein Blick auf die Wunschzettel von Kindern vor 100 Jahren
Schon vor 100 Jahren wussten Kinder meist nur allzu genau, was das Christkind ihnen zu Weihnachten bringen sollte. Während manche der damaligen Wünsche heute eher bescheiden erscheinen, zeigt ein historischer Wunschzettel aus den Lienzer Nachrichten vom 23. Dezember 1925 auf humorvolle Weise, welche Geschenke sich Buben und Mädchen damals wünschten – wohl wissend, dass „es mit zwei oder drei Geschenken und einigen ausschmückenden Kleinigkeiten getan sein wird“:
„Wenn manche Eltern ihren Kindern das alles bescheren wollten, was diese in ihren Wunschzettel aufnehmen, so müßten sie eine Geldtasche haben, die etwa die Dimensionen hätte, wie einer jener schwarzen Briefbeutel, die die Postgehilfen unter die Briefkasten schieben. Denn was mancher Wunschzettel aufweist, grenzt zuweilen ans Unheimliche! Da wünscht sich der Hans ein blechernes Zeppelin-Luftschiff, einen Rodel-Anzug, einen Fußball-Sportanzug, ein Buch: Sven Hedins Reise durch Tibet, den Knabenfreund, eine Antenne, eine elektrische Taschenlampe, einen Kasten mit physikalischen Apparaten und ein richtig zu gebrauchendes Unterseeboot, vielleicht nebenbei noch ein Fahrrad und eine ‚wenn auch silberne‘ Uhr mit Kette. Dazu kommt die Grete mit einem Brandmalerei-Apparat, einer weiß gestrickten Rodeljacke mit Mütze, einer Riesenpuppe (natürlich mit Kugelgelenken), einem Korallenschmuck, einer Puppenschneiderei, einer Pelzgarnitur, einer Miniatur-Briefpost mit ihrem Monogramm, einem Poesie-Album und einem Klavier. Also alles ‚billige‘ Sachen, die das Christkind spielend mit sich herumschleppt. Aber nein, nicht alle Kinder machen Ansprüche. Nur zu oft wissen sie, daß es mit zwei oder drei Geschenken und einigen ausschmückenden Kleinigkeiten getan sein wird. Damit aber Vater und Mutter wenigstens eine reichliche Auswahl haben, wird noch etwas und noch etwas hinzugeschrieben, bis der Platz alle ist. Und die Eltern, die sich dann der Lektüre der Wunschzettel widmen, lächeln und seufzen zugleich. Sie lächeln über die oft ganz sonderbaren Wünsche und seufzen über die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, dem Wunschzettel nur einigermaßen ‚Rechnung‘ zu tragen – aus dem einfachen Grunde, weil sonst die ‚Rechnung‘ zu groß werden würde!“