Volkstümliche Liedertexte des Trentino

In den 1920er Jahren haben der Trentiner Musiker und Kulturförderer Silvio Gottardi und der Circolo Mandolinistico Trentino einen Wettbewerb ins Leben gerufen, mit dem ein neues, „authentisches“ und dialektales Liedgut im italienischen Geist geschaffen werden sollte. Damit wollten die Initiatoren das musikalische Erbe einfacher Leute verdrängen, das vielfach aus Liedern und Musikstücken bestand, die im Zuge der Auswanderungen ab dem späten 19. Jahrhundert in anderen Ländern oder aber während des Militärdienstes erlernt worden waren, aber eben vorgeblich nicht dem „nationalen Charakter“ der Trentiner entsprachen. 

Die Tageszeitung Il Nuovo Trentino berichtet in ihrer Ausgabe vom 5. Mai 1925 über diesen „concorso delle poesie per le canzonette popolari trentine”:

„‘Trento Nostra‘ teilt uns wie folgt die Entscheidung der Bewertungskommission des Gedichtewettbewerbs für Trentiner Volkslieder mit: 

Die Kommission hat nach Prüfung der zahlreichen eingereichten Lieder ohne Zögern diejenigen ausgeschlossen, deren politischer oder polemischer Inhalt dem vorgegebenen Ziel nicht entsprach. Nachdem die besten erneut vorgetragen worden waren – obwohl in vielen weiteren Beiträgen poetisch gelungene Ansätze zu finden waren –, hielt sie die sechs unten aufgeführten Texte für würdig, dem Musikwettbewerb vorgelegt zu werden, ohne dabei eine Rangfolge festzulegen.

Nach dem Öffnen der Umschläge mit den ausgewählten Liedern stellte sich folgendes Ergebnis heraus:

Vorìa von Rondine (pseud.); Mattinata von El Milanes (pseud) Sig. Italo Bertoldi; La Paganella von Lassa pur (pseud.), Primavera von Orop (pseud.) Prof. Piero Padulli; Lontana von Stoaù (pseud.) prof. Augusto Goio; La luna sui nossi monti von Trentina (pseud.), wobei der Umschlag mit dem Namen fehlte, weshalb der Autor gebeten wird, sich bei ‚Trento Nostra‘ zu melden.

Auch für diese ausgewählten Lieder empfiehlt die Kommission einige kleinere Überarbeitungen. Die Lieder werden veröffentlicht und dem Publikum und den Musikern zur Verfügung gestellt. […]“

Il Nuovo Trentino veröffentlicht in der Folge die Texte des Wettbewerbs, aus dem schließlich La Paganella von Piero Padulli (Text) und Luigi Pigarelli (Musik) als Siegerstück hervorging. La Paganella verbreitete sich in der Folge recht schnell und zählt bis heute zu den bekanntesten Stücken im festen Repertoire der Chöre der SOSAT (Sezione Operaia della Società Alpinisti Tridentini) und der SAT (Società Alpinisti Tridentini). Letzterer feiert übrigens in diesem Monat sein 100-jähriges Vereinsjubiläum.