Der Turm von Vigo di Fassa – ursprünglich als Sitz des Brixner fürstbischöflichen Amtmanns in Fassa errichtet und 1342 erstmals urkundlich erwähnt – zählte zu den wenigen Beispielen befestigter Architektur in Fassa. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beherbergte der Turm einen Kerker, in dem der Hexerei beschuldigte Menschen inhaftiert und gefoltert wurden. Über die Geschichte dieses Wahrzeichens von Vigo di Fassa berichtet Il Nuovo Trentino am 15. November 1925:
„Im Jahr 1533 erwarb Silvestro Soldà von Simone di Zilli in Vigo di Fassa ein Haus, das später unter Hauptmann Stefano Larcher adaptiert wurde und als Gerichtssitz diente. Es handelt sich um das heute noch in Vigo bestehende, turmartige Gebäude, das als ‚la torre‘ [der Turm] bezeichnet wird. Wie Don Baroldi 1885 in der Riva Fedele berichtet, befanden sich darin noch zwei Holzblöcke mit Aussparungen, die als Fesseln dienten – vermutlich Fußblöcke, wie sie in Europa bis weit ins 18. Jahrhundert gebräuchlich waren. Die Folter wurde seit der zweiten Hälfte des Mittelalters eingesetzt und erst im 18. Jahrhundert nach und nach abgeschafft: in Italien und Schweden nach 1740, in Frankreich erst 1789 – maßgeblich angestoßen durch Vernunft und Wissenschaft, angeregt insbesondere durch Cesare Beccaria, den Autor des Werkes Dei delitti e delle pene [Über Verbrechen und Strafen]. Der Turm, der einst vom Einsturz bedroht war, wurde nach dem Krieg vom Denkmalamt in Trient restauriert. Er befindet sich in Privatbesitz. Eigentlich sollte er als Sitz eines Museums der Fassaner Geschichte genutzt werden.“
Rund zehn Jahre später stürzte der Turm ein. Heute steht an seiner Stelle ein Wohnhaus, das noch erkennbare Baureste des ehemaligen herrschaftlichen Baus aufweist, darunter das stark überbaute Nebengebäude, ein Untergeschoß und eine ehemalige Schießscharte.