La Libertà stellt ihr Erscheinen ein
„Die Ideen und Grundsätze, für die sie stand, [werden] niemals sterben“

La Libertà wird mit 31. Dezember 1925 überraschend eingestellt, im Symbolbild ein Schriftsetzer bei der Arbeit. © Deutsche Fotothek, CC BY-SA 3.0 de

La Libertà erschien erstmals am 3. Februar 1917 als Mailänder Wochenzeitung der „Kommission für die Emigration aus dem Trentino“. Ab dem 23. November 1918 wurde die Zeitung schließlich dreimal wöchentlich in Trient herausgegeben, galt als das bedeutendste Presseorgan der liberalen Bewegung im Trentino und kämpfte – wie alle antifaschistischen Blätter der Zeit – gegen Zensur und Beschlagnahme. Mitte Dezember 1925 warb La Libertà noch um Abonnenten für das Neue Jahr, am 31. Dezember jedoch muss die Zeitung wegen der zunehmenden Einschränkungen in der Pressefreiheit ihr Erscheinen einstellen. Direktor Oreste Ferrari erklärt in seinem emotionalen Leitartikel die Hintergründe:
„La Libertà entstand, um die Seele des Trentino in rechtschaffener und nützlicher Weise sichtbar zu machen – um all jenen die Schönheiten, den Patriotismus, die Sehnsüchte und Hoffnungen, Leiden, gerechten und legitimen Bedürfnisse unserer Heimat näherzubringen, die sie nicht oder nur unzureichend kannten. Die Zeitung blieb stets den Idealen ihrer Gründer treu, setzte sich für die höchsten Werte des Vaterlandes ein und leistete ihren Beitrag an Engagement, Willenskraft und Leidenschaft – nicht nur in Zeiten, wo ein solches Vorhaben leicht umzusetzen war, sondern auch dann, wenn der Weg steinig, einsam und voller Unverständnis war.
Gerade diese ihre Zuverlässigkeit, dieser Inhalt und diese geistige wie moralische Hinterlassenschaft verschafften La Libertà seit dem Krieg breite Zustimmung und Respekt. Selbst die Konkurrenz wirtschaftlich besser gestellter Blätter oder politische Veränderungen konnten ihr Ansehen nicht mindern. Niemand, der mit Verantwortung Teil dieser Familie war, die glücklichen und die schwierigen Momente dieser Zeitung teilte, der Verstand, Gesinnung, Rat, Tat und Zustimmung einbegracht hat, könnte heute mit Fug behaupten, dass die geleistete Arbeit sinnlos war.
Für mich persönlich ist ihr Ende ein schmerzlicher Verlust. Die Bitterkeit des Abschieds wird nur durch das Bewusstsein gemildert, dass meine Arbeit, die Mühen und die Opfer im Wissen um die geleistete Pflicht nicht vergeblich waren.
Ich verlasse diesen Posten – verbunden mit den unvergesslichen Erinnerungen an den Krieg und an die schönsten Jahre meines Lebens – in dem Wissen, dass ich auch in den härtesten politischen Tagen nie die grundlegenden Prinzipien zivilen Diskurses aus den Augen verloren habe. Ich gehe ohne Groll, getragen von der Erinnerung an all jene, die mir in der täglichen Arbeit Freunde, Gefährten und Mitstreiter waren, sowie an jene Kollegen der anderen Seite, die trotz Meinungsverschiedenheiten mir gegenüber stets Respekt und persönliche Herzlichkeit bewahrt haben.
[…]
Den Abonnenten und Lesern sende ich meinen herzlichen Gruß und hinterlasse einen Gedanken: Auch wenn La Libertà heute verschwindet, werden die Ideen und Grundsätze, für die sie mit Anstand stand und kämpfte, niemals untergehen. In diesem Sinne wird die Zeitung vielmehr in Gedanken und Idealen weiterleben, und ihr Name wie auch ihr Los bleiben ein lebendiges Symbol und ein unauslöschliches Zeichen der Zeit und der gegenwärtigen historischen Realität.“
Maria Pichler
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Generalsekretariat des EVTZ "Europaregion Tirol - Südtirol - Trentino"
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