Kirchliche Frauenorden in Tirol

Das Kloster und und das Spitalsgebäude der Barmherzigen Schwestern in Zams auf einer Postkarte von 1914 © Aufn. u. Verlag Jos. Sonnweber, Photograph, Imst, Tirol, 1914

Barmherzige Schwestern von Zams feiern Jubiläum
Im November 1925 begehen die Barmherzigen Schwestern von Zams ihr hundertjähriges Stiftungsfest. Die Gründung des Ordens in der Oberinntaler Gemeinde geht auf den Zamser Pfarrer Nikolaus Tolentino Schuler zurück, der 1811 ein Krankenhaus hatte errichten lassen. Auf seinen Wunsch hin ließ sich seine Nichte Katharina Lins bei den Sœurs de la Charité in Straßburg ausbilden und kehrte als Barmherzige Schwester nach Zams zurück. In den darauffolgenden Jahren gründete Schwester Josefa Nikolina – so der Ordensname von Katharina Lins – das Mutterhaus in Zams, das 1826 offiziell anerkannt wurde. In den darauffolgenden Jahren entstanden auf Initiative der Schwestern weitere Schulen, Waisenhäuser, Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen in Tirol und außerhalb. Damit trugen sie entscheidend zu Bildung, Gesundheit und sozialer Versorgung bei, besonders in ländlichen Gebieten – so auch in Südtirol. Dort mussten sich die Schwestern infolge des Faschismus zwar vorübergehend aus öffentlichen Einrichtungen zurückziehen, sind aber heute wieder dort aktiv.
Der Bericht über das Jubiläum des Stiftungsfestes vor hundert Jahren aus dem Alpenländer Bote vom 22. November 1925 zeigt die Bedeutung der Barmherzigen Schwestern von Zams und ihr Wirken auf:
„Die Barmherzigen Schwestern des Mutterhauses in Zams feierten am 11. November das 100jährige Stiftungsfest ihrer Kongregation – errichtet vom damaligen Dekan von Zams, Nikolaus Schuler – der ersten in Oesterreich. Schon durch Wochen vorher regten sich zahlreiche Hände, um Kloster und Kirche in Festschmuck zu kleiden. Der ganze Schmuck war überaus zart und geschmackvoll und ganz dem Charakter des Festes angepaßt. Das Fest selbst wurde eingeleitet durch ein feierliches Requiem für die 1064 Schwestern, welche ihr Leben im Laufe des vergangenen Jahrhunderts im Dienste der christlichen Liebe hingeopfert haben. Abends hielt Kanonikus und Dekan Christian Strobl eine Ansprache über die Bedeutung des Säkularfestes, hierauf war Lichterprozession auf dem Friedhof des Klosters. In den folgenden Tagen wurde ein feierliches Triduum mit Predigt und Hochamt […] und einer Abendandacht gehalten.
Den Glanzpunkt bildete das eigentliche Fest am 11. November. Um 8 Uhr hielt Bischof Dr. Sigmund Waitz seinen feierlichen Einzug in die festlich geschmückte Kirche, bestieg die Kanzel, sprach klar und warm über das Thema: ‚Die Barmherzigen Schwestern – ein Geschenk des göttlichen Herzens Jesu an das Volk von Tirol und die Barmherzigen Schwestern eine Opfergabe des Volkes an das göttliche Herz Jesu‘, und zelebrierte hierauf ein feierliches Pontifikalamt. Nachmittags war feierliche Pontifikalvesper und ‚Te Deum‘, 4 Uhr abends Festversammlung mit Einleitungschor, Festrede, Festspiel ‚Marienleben‘, lebende Bilder mit Deklamationen, Gesang und Musik und Schlußwort des hochwürdigen Bischofs. Um 7 Uhr abends Serenade der Musikkapelle von Zams im Mittelhof des Klosters, Beleuchtung des Mutterhauses und Spitals und Höhenfeuer in der nächsten Umgebung des Ortes.
Die Freude im Schwesternkreise war eine tief innige und mit Recht. Denn es ist doch etwas Schönes und Erhebendes, wenn heute die Schwestern des Mutterhauses von Zams auf eine von Gott gesegnete Entfaltung ihrer Kongregation und auf eine 100jährige reiche Tätigkeit derselben im Dienste der christlichen Barmherzigkeit zurückblicken können, umsomehr, da diese erste Pflanzung der Vinzenzschwestern in Oesterreich der Anstoß war zur Ausbreitung derselben in der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie.
[…]
Aus der außerordentlichen Teilnahme, welche die Kongregation der Barmherzigen Schwestern in Zams anläßlich ihres Säkularfestes gefunden hat, erkennt man, welche Bedeutung ihrem Wirken im Dienste der christlichen Liebe beigemessen wird. Möge dieses Fest der Ordensvorstehung und den Ordensmitgliedern ein Zeichen wohlverdienter Anerkennung und innigen Dankes sein und eine Ermunterung, im opferreichen Wirken auch im kommenden Säkulum auszuharren.“
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