„Großgedachte Pläne um die Wasserkräfte im Trentino“

Der Molvenosee war 1925 Teil umstrittener Wasserkraftprojekte im Trentino, © Österreichische Nationalbibliothek/AKON - http://data.onb.ac.at/AKON/AK089_263

Bevölkerung spricht sich gegen die Umleitung der Sarca aus
„Großgedachte Pläne um die Wasserkräfte im Trentino“ werden im Mai 1925 im südlichen Teil der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino laut den Bozner Nachrichten vom 18. Mai diskutiert, doch „die Bevölkerung ganzer Täler und ansehnlicher Städte will […] von der Schaffung solcher Weltwunder in ihrer Heimat nichts wissen.“ Konkret geht es in diesen Wochen vor 100 Jahren um mehrere Projekte zur Wasserkraftnutzung in der Region, darunter eines zur Ableitung des Sarca und zur weiteren Absenkung des Molvenosees. Dazu wurden mehrere Versammlungen abgehalten. Über ein solches Treffen – „gegen die Umleitung des Sarca und die Zerstörung des Molveno-Sees“ – in Tione berichtet die Tageszeitung Il Nuovo Trentino am 27. Mai 1925:
„Heute hat bei der örtlichen Abteilung des Amts für Bauwesen der Ortstermin zur Prüfung der Projekte zur Nutzung des Flusses Sarca und des Molvenosees stattgefunden. Auch dieses Treffen war – wie bereits in Riva – gut besucht: Es waren Vertreter von Provinz- und Gemeindeverwaltungen, der Industrie, der Kreditanstalten usw. anwesend. […] Nach den üblichen Formalitäten beginnt die Reihe der Stellungnahmen: […][GP1]
Cav. Dott. LEONIDA RIGHI erneuert im Namen der Gemeinden der Judikarien seinen Einspruch gegen jegliche Umleitung der Fließgewässer der Judikarien, […] Insbesondere lehnt er mit Nachdruck jene Projekte ab, die eine Umleitung aus dem Einzugsgebiet des Sarca und des Arnò in jenes des Chiese vorsehen. Durch diese Umleitungen würde die Landwirtschaft in den ganzen Judikarien sowie im unteren Sarca-Tal vollständig unmöglich gemacht, die ohnehin schon durch das Klima erschwert ist und ohne Bewässerung völlig zum Erliegen käme. Darüber hinaus gäbe es mehrere Industriebetriebe und verschiedene Elektrizitätswerke, die aufgrund des Wassermangels stillgelegt werden müssten. […]
Er spricht sich auch gegen die Aussetzung der Verhandlungen aus, da es absolut notwendig sei, diese Versuche der Umleitung aus den Einzugsgebieten des Arnò und des Sarca in jenes des Chiese endgültig zu stoppen. Eine solche Bedrohung lastet seit zu langer Zeit wie ein Damoklesschwert auf der Bevölkerung der Judikarien und bringt Unruhe und Unbehagen mit sich. […]
Er lehnt den Durchbruch des Brenta-Massivs ab, da es geologisch als erwiesen gilt, dass sich dort Wasserspeicher und bedeutende unterirdische Seen befinden, gespeist durch das Schmelzwasser der Gletscher der Brenta-Gruppe. Diese versorgen mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtliche Quellen in Stenico, Tione – einschließlich jener von Riva und Rovereto –, die allesamt aufgrund ihrer Analyseergebnisse und Temperatur als trinkbar gelten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch die wertvolle Quelle der Thermen von Comano aus der Brenta-Gruppe speist. […] Er spricht sich außerdem gegen eine Absenkung des [Molveno]Sees um mehr als 12 Meter aus – ein Wert, der bereits vom Gemeinderat von Molveno genehmigt wurde –, da bei größerer Absenkung die Ufer durch Erdrutsche gefährdet und das Gebiet aus gesundheitlicher Sicht unbewohnbar werden könnte. Der Ferienort Molveno ist bereits für den Fremdenverkehr erschlossen, dort besteht ein erstklassiges Hotel. Durch die übermäßige industrielle Nutzung dieses Alpensees würde die Fremdenverkehrswirtschaft zerstört, was der nationalen Wirtschaft und dem Schutz der alpinen Schönheit schaden würde – ein Schutz, der Pflicht ist.“
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