Schule, Ortsnamen, Amtssprache: Ab 1923 verbannte das faschistische Regime die deutsche Sprache systematisch aus dem öffentlichen Leben in Südtirol. Im Oktober 1925 wurden nicht nur zwei bedeutende deutschsprachige Tageszeitungen eingestellt, sondern auch „ein Dekret über den Gebrauch der Amtssprache in den Gerichtsämtern des Königreiches erlassen“, wie die Südtiroler Heimat. Mitteilungen für die Freunde Südtirols am 1. November 1925 berichtete. Unter dem Titel „Nur Italienisch als Gerichtssprache“ beschrieb die in Innsbruck erscheinende Zeitschrift die gravierenden Folgen dieser Maßnahme: Deutschsprachigen Richtern und Geschworenen war es fortan verboten, in Südtirol an Gerichten tätig zu sein. Zudem wurden Bürgerinnen und Bürger, die vor Gericht aussagen mussten, vielfach zu falschen oder unvollständigen Aussagen gedrängt, da sie nur wenig oder gar kein Italienisch sprachen.
Die Zeitschrift machte in ihrem Bericht deutlich, wie bisher bei Gericht mit Mehrsprachigkeit umgegangen wurde:
„Der bisherige Zustand im Kreisgerichtssprengel Bozen, von welchem das Unterland ausgeschlossen ist, war der, daß jede Partei die Eingabe in ihrer Sprache vorlegen durfte und daß im Verfahren zwischen Parteien von verschiedener Sprache jeder Teil Uebersetzungen der Eingaben der Gegenpartei verlangen konnte. Die gerichtlichen Abfertigungen, zum Beispiel Urteile und dergleichen, erfolgen für jeden in seiner Sprache. Dies gilt für das Zivilverfahren. Im Strafverfahren hatten die Gerichtsbehörden via facti die ausschließliche italienische Amtssprache eingeführt.
Es lohnt sich, dem Zustand, der nun bei uns eingeführt werden soll, die Verhältnisse entgegenzuhalten, wie sie zu österreichischen Zeiten im Trentino waren: Im Bereiche des Kreisgerichtssprengels Trient war sowohl im Zivil- als auch im Strafverfahren nur der Gebrauch der italienischen Sprache zulässig, ob es sich nun um deutsche oder italienische Parteien handelte. Damit ist den Südtirolern, die nicht genügend italienisch verstehen, die Inanspruchnahme der Justiz so gut wie verschlossen.“