Unter den sechs Finalistinnen und Finalisten für den 14. Euregio-JungforscherInnenpreis hat sich am 16. August Eva Casotti von der Universität Innsbruck mit einer Arbeit zur Quantenphysik durchgesetzt. Der zweite Platz ging an Elena Fogazzi von der Universität Trient, der dritte Platz an Julia Hofmann von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Die Präsidentin Barbara Thaler (Tirol) sowie die Präsidenten Michl Ebner (Südtirol) und Andrea De Zordo (Trentino) überreichten im Beisein des Euregio-Präsidenten und des Südtiroler Landeshauptmannes Arno Kompatscher, des Tiroler Landeshauptmanns Anton Mattle und des Landeshauptmannes des Trentino Maurizio Fugatti die von der Wirtschaftskammer Tirol und den Handelskammern von Bozen und Trient gestifteten Preise.
„Mit den Auszeichnungen holen wir junge Talente und innovative Ansätze vor den Vorhang, die Ansporn für weitere Forschung oder zukunftsweisende Projekte sein können“, sagte Kompatscher.
LH Mattle ergänzt: „Gerade in Hinblick auf den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit auf einem internationalen Markt braucht es neue Ansätze, innovative Lösungen, Kreativität und Ehrgeiz. All das zeichnet auch die diesjährigen Einreichungen und vor allem die Siegerprojekte aus. Es sind konkrete Projekte, die einen Mehrwert für unsere Region bringen.“
„Jedes Jahr freuen wir uns über die Teilnahme junger Talente und Innovationsbetriebe aus dem Trentino an den Euregio-Awards. Alpbach wird so zu einer Brücke, die Ideen aus dem Trentino mit dem Rest Europas und der Welt verbindet. Alle Finalisten und Finalistinnen tragen ein Stück unserer Identität mit sich: die Fähigkeit, innovativ zu sein, ohne die Wurzeln zu vergessen, die Entschlossenheit der Menschen, die in den Bergen leben und weit blicken können, und die Neugier, die dazu antreibt, stets neue Wege zu suchen“, betont LR Marchiori.
Juryvorsitzende und Präsidentin der Freien Universität Bozen Ulrike Tappeiner hob hervor: „Das Siegerprojekt und alle Finalistinnen und Finalisten zeigen eindrucksvoll die Forschungsleistung in der Euregio.“
Der Euregio-JungforscherInnenpreis ist für die drei Erstplatzierten mit 5.000, 2.500 und 1.000 Euro dotiert. Bewerben konnten sich unter 35-jährige Forscherinnen und Forscher aus der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino oder solche, die an einer Forschungseinrichtung in der Euregio tätig sind. Die Forschungsarbeiten zum Thema „Wettbewerbsfähigkeit“ konnten aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen stammen und sowohl wirtschaftliche als auch technologische, ethische oder gesellschaftliche Aspekte behandeln.
Zusatzinformationen
Euregio-JungforscherInnenpreis - Die Siegerprojekte
Ester Platz: Eva Casotti
Projekt: Observation of vortices in a dipolar supersolid
Institute for Quantum Optics and Quantum Information Innsbruck, University of Innsbruck
Supersolide sind exotische Materiezustände, die gleichzeitig feste und suprafluide Eigenschaften aufweisen. In diesen Systemen ordnen sich die Atome in einer kristallähnlichen Struktur an, während sie gleichzeitig reibungsfrei fließen können. Supersolidität wurde erstmals in festem Helium vorhergesagt, konnte jedoch kürzlich in ultrakalten dipolaren Atomgasen realisiert werden. Die kristallartige Dichtemodulation lässt sich in situ beobachten, während Phasenkohärenz durch Interferenzmuster erschlossen werden kann. Quantisierte Wirbel – das charakteristische Merkmal der Suprafluidität – waren bislang jedoch nicht nachgewiesen worden. Hier berichten wir über die theoretische Untersuchung und die erste experimentelle Beobachtung von Wirbeln in einem dipolaren Supersolid aus Dysprosium. Die Wirbel zeigen sich als Dichteeinbrüche und Phasenwindungen in Time-of-Flight-Bildern. Unter Rotation zeigt das System sowohl merkmalsfreie (irrotationale) Strömung als auch Eigenschaften starrer Körper – ein Hinweis auf die doppelte Natur der Supersolidität. Diese Ergebnisse könnten zum besseren Verständnis von Neutronensternen beitragen, in denen supersolid-ähnliche Phasen vermutet werden.
Zweiter Platz: Elena Fogazzi
Projekt: Proton Computed Tomography: a novel imaging tool for proton therapy
Department of Physics, University of Trento
Die Protonentherapie ist eine fortschrittliche Strahlentherapieform, die aufgrund der einzigartigen physikalischen Eigenschaften von Protonen eine hervorragende Dosislokalisierung und eine geringere Schädigung des gesunden Gewebes ermöglicht. Die genaue Bestimmung der Reichweite von Protonen und ihrer Wechselwirkungen mit Gewebe ist für die Optimierung der Protonentherapie von entscheidender Bedeutung, wobei die Bremsleistung (stopping power) von biologischem Gewebe der wichtigste Parameter ist. Unser Projekt schlägt eine neuartige Methode zur direkten Messung der Bremsleistungskarte unter Verwendung eines Protonen-Computertomographiesystems vor, das vom INFN, der Universität Trient und dem Krankenhaus Trient entwickelt wurde. Das System wurde für den klinischen Einsatz und die Kalibrierungsentwicklung charakterisiert und zeigt vielversprechende Bildgebungsleistungen. Auf dieser Grundlage wurde seine mögliche Integration in die Behandlungsplanung entworfen und validiert. Nach ersten Tests im Protonentherapiezentrum Trient wurde seine Anwendung im Rahmen einer experimentellen Studie auf andere europäische Zentren ausgeweitet. Die Ergebnisse bestätigen die Protonenbildgebung als Instrument für eine genaue Behandlungsplanung und zukünftige Fortschritte in der Protonentherapie.
Dritter Platz: Julia Hofmann
Projekt: Bioenergetic Function: A Predictive Biomarker to Expand the Donor Pool for Liver Transplantation
Medical University of Innsbruck
Die Lebertransplantation stellt für viele PatientInnen mit terminaler Lebererkrankung die einzige kurative Therapieoption dar. Jedoch übersteigt die Nachfrage an Spenderorganen das Angebot bei Weitem. Eine präzise Beurteilung der Organqualität noch vor der Transplantation ist daher unerlässlich, um alle optimalen Spenderlebern zu identifizieren, welche für eine erfolgreiche Transplantation geeignet sind. Mithilfe der normothermen Maschinenperfusion (NMP), einer innovativen Methode zur Organkonservierung, können Spenderlebern außerhalb des Körpers bei 37°C erhalten werden. Dies ermöglicht eine umfassende Beurteilung der Organfunktion bereits vor der Transplantation. In dieser Studie zeigen wir, dass die Analyse der mitochondrialen Funktion, welche für die zelluläre Energiegewinnung essenziell ist, eine präzise Bewertung der bioenergetischen Funktion der Leber während der NMP ermöglicht. Auf diese Weise ermittelte mitochondriale Biomarker können den klinischen Verlauf nach der Transplantation zuverlässig voraussagen. So trägt diese Analyse dazu bei, die Auswahl geeigneter Spenderorgane zu verbessern, den verfügbaren Spenderpool zu erweitern und dem Organmangel in der Transplantationsmedizin entgegenzuwirken.
ALPACH (LPA)
red/pio/gst