Sie ist Botschafterin und einendes Symbol für das Euregio-Museumsjahr 2025: Ende März hat die Euregio-Museumsjahr-Wanderfahne bei der Eröffnung in Brixen ihre Wanderschaft über Grenzen hinweg angetreten. Mittlerweile hat sie in allen drei Ländern der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino und in Salzburg Flagge gezeigt.
Botschaften
Die Fahne steht stellvertretend für das Museumsjahr-Motto „weiter sehen“: In Anlehnung an Michael Gaismairs Forderungen nach Gleichheit aller Menschen vor 500 Jahren hinterlassen Verantwortliche der teilnehmenden Ausstellungen und Projekte ihre „Forderungen der Museen für die Gesellschaft“ auf der Fahne.
So leuchtet das Strichmännchen der Hofburg Brixen (Südtirol) mit seiner Laterne das Umfeld aus. Es gibt „Empörung im Kloster Neustift“ (Südtirol) mit flammendem Herzen, während das historische Kriegsmuseum MITAG in Rovereto (Trentino) mit dem Spruch „Jedes Objekt erzählt. Jedes Schweigen sagt uns etwas“ den üblichen Blick von den Kolonisierenden stärker auf die Kolonisierten richten will. Hoch über dem Osttiroler Pustertal will die Burg Heinfels mit „Die Fluchtwege des Michael G. – Heinfels grüßt die Euregio“ ein Zeichen für Weitblick, Offen- und Verbundenheit in der Euregio setzen. Klar auch die Botschaft „#gleichheit_jetzt“ des Tiroler Volkskunstmuseums (Innsbruck), passend zur Ausstellung „geRECHT“ mit Alltagsgegenständen, die von sozialen Ungleichheiten in der Geschichte erzählen. Das Museum der Völker in Schwaz (Tirol) fordert in Anlehnung an seine Sonderausstellung „Menschenwürdige Arbeit!“, während sich die Festung Franzensfeste fragt: "Wie viel Eingriff in die Natur ist für den Fortschritt vertretbar?"
Flagge zeigen in Salzburg
Einen besonderen Auftritt hatte die Fahne am 7. Juni im Land Salzburg. In Erinnerung daran, dass sich die Bauernunruhen vor 500 Jahren nach Salzburg ausgedehnt hatten, zeigte die Euregio beim Veranstaltungsauftakt in Bad Hofgastein Flagge. Dort betonte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer: „Ein Land, das sich selbst ernst nimmt, muss sich auch den dunklen Kapiteln seiner Vergangenheit stellen.“
Informationen und Fahnen-Route
Die Museumsjahr-Fahne reist nun weiter: Im Sommer vor allem zu den Tiroler Museen, im Herbst dann vorwiegend zu den weiteren Eröffnungen in Südtirol und im Trentino.
Fahnen-Route sowie alle Projekte, Ausstellungsorte und Termine des Museumsjahrs: Website 2025.euregio.info
Zusatzinformationen
Museen, Ausstellungen und Sprüche im Detail
Hofburg Brixen (Südtirol) – Skizze: Strichmännchen mit Laterne
Bei der Eröffnung des Euregio-Museumsjahrs 2025 und der Sonderausstellung „1525-2025 – Einbruch, Umbruch, Aufbruch“ am 29. März in der Hofburg Brixen hat Direktor Peter Schwienbacher eine Skizze mit einem „etwas altmodischen Strichmännchen gezeichnet. Es steht stellvertretend für alle Menschen und leuchtet mit einer Laterne das Umfeld aus. „Es geht darum, die Geschichte zu beleuchten, daraus zu lernen, um einen breiteren Blick und weitere Sicht in die Gegenwart zu erhalten“, erklärt Schwienbacher.
Kloster Neustift (Südtirol) – „Empörung im Kloster Neustift“
Das Stiftsmuseum im Kloster Neustift bei Brixen schreibt seinen Ausstellungstitel „Empörung im Kloster Neustift“ auf die Fahne und umrahmt ihn mit einem flammenden Herzen: Zeichen emotionaler Begeisterung und im religiösen Kontext Symbol für das Heiligste Herz Jesu. Der Spruch spiegelt die radikalen Forderungen zur Verbesserung der sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Verhältnisse wieder, der auch Neustift zu einem zentralen Schauplatz des Aufstands von 1525 gemacht hat.
MITAG (Rovereto, Trentino) – „Jedes Objekt erzählt. Jedes Schweigen sagt uns etwas“
Das MITAG (Museo Storico Italiano della Guerra – Italienisches historisches Kriegsmuseum) will mit seiner Ausstellung „Unsichtbare Geschichte“ („E noi che ne sappiamo“) die Sichtweise auf den italienischen Kolonialismus ausweiten: Der Fahnenspruch soll aufzeigen, dass ausgestellte Objekte normalerweise nur den Blickpunkt der Kolonisierenden wiederspiegeln, während die Stimme der Kolonisierten fehlt.
Burg Heinfels (Sillian, Osttirol) – „Die Fluchtwege des Michael G. – Heinfels grüßt die Euregio“
Kurz hinter der Staatsgrenze steht über dem Tal wachend die Burg Heinfels: Die Sonderausstellung „Die Fluchtwege des Michael G.“ steht direkt auf dem Dach der Hofkapelle und zeigt, wie Menschen in den letzten 500 Jahren die Berge in aller Welt für Fluchtrouten oder als Rückzugsort genutzt haben. Mit Blick von der Burgmauer Richtung Südtirol fügt Peter Leiter, Präsident des Museumsvereins Burg Heinfels, den Zusatz „Heinfels grüßt die Euregio“ hinzu, den er passend zum Motto „weiter sehen“ als Zeichen für Weitblick, Offen- und Verbundenheit in der Euregio sieht.
Tiroler Volkskunstmuseum (Tiroler Landesmuseen, Innsbruck) – „#gleichheit_jetzt“
Eine klare Botschaft vermitteln auch Museumsleiter Karl C. Berger, Kulturvermittlerin Katharina Walter und die Kuratorinnen Jutta Profanter und Lisa Noggler vom Tiroler Volkskunstmuseum der Tiroler Landesmuseen in Innsbruck (Tirol) mit ihrem Statement „#gleichheit_jetzt“. Die Ausstellung „geRECHT“ erzählt anhand historischer Alltagsgegenstände aus Tirol, Südtirol und dem Trentino Geschichten über soziale Ungleichheiten.
Museum der Völker (Schwaz, Tirol) – „Menschenwürdige Arbeit!“
Mit der Forderung „Menschenwürdige Arbeit!“ lehnt sich das Museum der Völker an seine Sonderausstellung „(K)ein freier Tag“ an. Sie lässt 11 Personen aus Ouagadougou in Burkina Faso von ihrer Arbeitssituation erzählen. Davon ausgehend will die Ausstellung eine Debatte über den Sinn und Wert von und über das Recht auf Arbeit anregen.
Festung Franzensfeste (Südtirol) – „Wie viel Eingriff in die Natur ist für den Fortschritt vertretbar?“
Im Euregio-Museumsjahr 2025 zeigt die Festung Franzensfeste mehrere Sonderausstellungen. Bei der Eröffnung von „Brücken durch die Zeit: Architektur des Unsichtbaren“ am 21. Juni war auch die Museumsjahr-Fahne gut sichtbar zu Gast. Auf sie schrieben die Museumsverantwortlichen die zentrale Frage „Wie viel Eingriff in die Natur ist für den Fortschritt vertretbar?“ Sie laden Interessierte ein, anhand von Fotos des Brenner Basistunnel-Baus, die im fast 200 Jahre zuvor entstandenen Bauwerk der Festung Franzensfeste ausgestellt werden, über die Folgen dieser beiden Großbaustellen auf das unmittelbare Umfeld, Umwelt, Menschen und Ökosystem zu reflektieren, damals wie heute.
SÜDTIROL/TRENTINO/TIROL/SALZBURG (LPA)
gst