Grenzländern in der Europäischen Union bietet das rechtliche Instrument „Europäischer Verbund Territorialer Zusammenarbeit“ (EVTZ) eine Reihe von Perspektiven. Wenn sich diese EVTZ’s weiterentwickeln sollen, muss die EU sie aber weiter stärken: Davon ist Elisa Bertò überzeugt. Die Trentiner Vertreterin im Generalsekretariat der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino war am 13. und 14. November 2025 eingeladen, beim jährlichen Treffen der Europäischen Plattform für grenzüberschreitende Zusammenarbeit (ECBP) des Europäischen Ausschusses der Regionen in Görz im Rahmen eines Runden Tisches ihre Sichtweise zur Zukunft der Verbünde Territorialer Zusammenarbeit darzulegen.
Bertò: „Drei Prioritäten setzen!“
Am Beispiel der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino erläuterte Bertò, wie sich ein EVTZ auf lebendige Weise entwickeln, zum Wohl der Bevölkerung auf beiden Seiten einer innereuropäischen Grenze arbeiten und so zur europäischen Integration beitragen kann: „Die EVTZ’s sind nicht nur technische Werkzeuge, sondern das menschliche Gesicht der europäischen Integration“, sagte Bertò, „aber um sie gesamteuropäisch zu stärken, sind drei Prioritäten zu setzen: Erstens eine gemeinsame Rechtssprache für grenzübergreifende Zusammenarbeit, statt 27 Versionen davon. Zweitens die Anerkennung und Anhörung von EVTZ’s als Elemente und Mitgestalter europäischer Kohäsionspolitik, sprich Bindeglieder zwischen den EU-Politiken und lokalen Realitäten. Drittens benötigen die EVTZ’s Know-how und Stabilität: Die europäische Plattform für grenzüberschreitende Zusammenarbeit könnte rechtliche und finanzielle Expertise anbieten und Lösungen teilen.“
Aufgaben des Plattformtreffens
Das Plattformtreffen führt jährlich Vertretende der Europäischen Verbünde Territorialer Zusammenarbeit aus der gesamten EU zusammen. Es bietet die Gelegenheit zum Austausch über das Erfolgsmodell EVTZ, seine Fortschritte und Entwicklungen, aber auch die Bedürfnisse und Potenziale der Grenzregionen, ihrer Bürgerinnen und Bürger sowie grenzüberschreitender Akteure zu präsentieren und zu diskutieren.
In Görz nahmen hochrangige Personen aus der europäischen, italienischen und regionalen Politik und Verwaltung teil, darunter per Videobotschaft der EU-Kommissionsvizepräsident Raffaele Fitto, der Präsident der EVTZ-Plattform, Pavel Branda aus Tschechien und der Präsident der Region Friaul-Julisch Venetien, Massimiliano Fedriga. Beleuchtet wurden aktuelle politische Entwicklungen mit Auswirkungen auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie praktische Erfahrungen, neue Ansätze und politische Lösungswege für Grenzregionen.
Grundpfeiler der europäischen Integration
Die Plattform-Veranstalter sehen die grenzüberschreitende Kooperation im Rahmen der Europäischen Territorialen Zusammenarbeit als einen Grundpfeiler der europäischen Integration und für die Stärkung des Binnenmarkts. Trotz vieler Fortschritte bestünden weiterhin zahlreiche Hindernisse: „Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Verwaltungen in Grenzregionen stoßen im Alltag nach wie vor auf Schwierigkeiten – sei es bei der Arbeitssuche, dem Zugang zur Gesundheitsversorgung, dem täglichen Pendeln oder der Bewältigung von Hürden auf Verwaltungsebene“, heißt es in einem Statement der Plattform.
Zweimal Görz: Kulturhauptstadt Europas mit eigenem EVTZ
Die Grenzstadt Görz ist derzeit Europas Kulturhauptstadt. Ihre bewegte Geschichte reicht von der pulsierenden, multikulturellen Kleinstadt am Isonzo während der Habsburger Monarchie zur italienischen Stadt zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bis zu den beiden Städten dies- und jenseits der italienisch-jugoslawischen Grenze. Heute grenzen das italienische Gorizia und das slowenische Nova Gorica unmittelbar aneinander und sind räumlich untrennbar verbunden.
Ganz im Sinne des europäischen Gedankens arbeiten die beiden Städte an der Überwindung von Hindernissen. Auch deshalb fiel auf sie die Wahl zur Kulturhauptstadt Europas 2025, deren Organisation sie in die Hände des gemeinsamen EVTZ GO gelegt haben.
gst


