Ein letzter Widerstand
Republikaner rufen Wochenzeitung „La Vanga” ins Leben

Von der ersten Ausgabe an wurde die republikanische Wochenzeitung La Vanga von den Faschisten beschlagnahmt, links oben das namengebende Symbol der Publikation, der Spaten. © La Vanga vom 20. Juni 1925

Es ist ein letzter Versuch des Widerstandes gegen den Faschismus, den die republikanischen Kräfte im Trentino und im Veneto im zweiten Halbjahr 1925 versuchen: Am 20. Juni erscheint erstmals die Wochenzeitung La Vanga. Die Blattlinie richtet sich nach dem „unsterbliche[n] Programm Giuseppe Mazzinis: eine soziale Republik, die Befreiung des Volkes sowie den Zusammenschluss der Staaten in Europa und in der Welt.“ Symbol dieses Widerstandes ist der Spaten – ein Arbeitsgerät der Bauern- und Arbeiterschaft, bewusst dem Hammer der Faschisten entgegengesetzt. La Vanga hatte in der kurzen Zeit ihres Erscheinens mit einer immer schärferen Pressezensur zu kämpfen und wurde – von der Erstausgabe an – wiederholt beschlagnahmt. Die letzten Ausgaben der Wochenzeitung im Dezember 1925 sind daher nicht überliefert.
Im Leitartikel der Erstausgabe vom 20. Juni 1925 schreiben die Herausgeber:
„Der Spaten! Diesen Namen haben wir für unsere Zeitung gewählt, dieses Symbol für unseren Kampf. Es ist ein glänzendes Werkzeug, hervorgegangen aus der Glut des Feuers, aus der Kraft des Hammers und des Arms; ein Arbeitsgerät, das zwar versehrt, aber um fruchtbar zu machen, das zwar die weiten Felder umgräbt, aber für eine freudige künftige Ernte.
Diese Zeitung entsteht aus der Glut all jener, die an die großen, unsterblichen Prinzipien der politischen Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit glauben. Und sie richtet sich an die große Masse der Menschen, die auf den Feldern und in den Werkstätten arbeiten, damit darauf und darin stolze und großzügige Geister für Italien und für die Menschen erwachsen.
Und das Arbeitsgerät ist rein: Keine verborgenen Interessen schaffen es, keine kleinlichen Berechnungen leiten es, sondern ein aufrichtiger und fester Glaube an das unsterbliche Programm Giuseppe Mazzinis: eine soziale Republik, die Befreiung des Volkes sowie den Zusammenschluss der Staaten Europas und der Welt. Es ist aus reinem Stahl, das brechen kann, aber sich nicht verbiegt, das sich nicht befleckt und rein aus der Erde hervorkommt, das im Sonnenlicht aufblitzt; Licht der Wahrheit, Wärme der Liebe und der Gerechtigkeit, Blitze des Zorns und Flammen des Kampfes. Die Männer, deren schwielige Hände täglich den Spaten führen, werden das Herz haben, uns zu verstehen. Und aus ihrem Herzen werden wir die Kraft und die Leitlinien für unsere Arbeit schöpfen.“
Bereits die erste Ausgabe von La Vanga, „dem Organ der sozialrepublikanischen Bewegung von Trient, das in Treviso gedruckt und von Dr. Luigi Battisti geleitet wird“ (La Libertà, 22. Juni 1925), wird „aus Gründen der öffentlichen Ordnung“ beschlagnahmt. „Grund für die Beschlagnahmung ist [unter anderem] die Veröffentlichung einer kurzen Erwähnung des Sohnes des Märtyrers [Cesare Battisti]“, berichtet La Libertà. „Die Beschlagnahmung erfolgte jedoch erst, als die Auflage bereits zu einem großen Teil verkauft worden war.“
Maria Pichler
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