Die Seilbahn Trient‒Sardagna

Vor 100 Jahren ist die Seilbahn Trient-Sardagna eröffnet worden © Österreichische Nationalbibliothek/AKON http://data.onb.ac.at/AKON/AK123_524

Ein „Meisterwerk der Technik“ zur „Eroberung der Alpen“
Die Seilbahn Trient–Sardagna, eröffnet vor nunmehr hundert Jahren am 4. August 1925, war ein technisches Meisterwerk ihrer Zeit. Die Bahn führte von der Talstation unweit des Trienter Bahnhofs bis direkt in das damalige Hotel „Bellavista“ und ermöglichte erstmals einen raschen, bequemen Aufstieg von der Stadt in das höher gelegene Naherholungsgebiet. Dies galt damals als eine Sensation, da der Aufstieg bis dahin nur mühsam zu Fuß oder zu Pferd möglich war. Für wenig Geld könne jedermann die berauschende Höhe und das Abenteuer eines „Flugs“ erleben, schreibt die Tageszeitung La Libertà am 5. August auf ihrer Titelseite. Der Bericht ist dabei keine nüchterne Darstellung des technischen Fortschrittes, sondern vielmehr ein stilistisches Spiel mit antiken Mythen und literarischen Anspielungen:
„In Trient […] erlaubt es heutzutage fortschrittliche Technik allen – für wenig Geld – den kühnen Flug zu genießen, bei dem der Mensch nahezu verjüngt, indem er aus dem Apfel des Lebens die berauschenden Säfte höchster Gefühle saugt. Das rote, kokette Wägelchen wartet am Lungadige Monte Grappa auf den ikarischen Wagemut!
Nicht Sardinien, Sardagna! Der moderne Ikarus aber, der heute auf den Namen Ingenieur Umberto Conci hört, ließ sich vom Licht seines Vaters Daedalus leiten – diesmal verkörpert durch Ingenieur Othmar Haas, Großmeister der Luftseile – und setzte mehr auf Stahl und Elektrizität als auf das Wachs kretischer Bienen. Aus dem Labyrinth von Drahtseilen, Rollen, Motoren und verschiedener Gerätschaften der Talstation schickte er vorsichtshalber zuerst Sandsäcke auf den steilen Berg: Denn wenn Ikarus, seine mit Wachs befestigten Flügel verlor und jämmerlich ins […] Meer stürzte – das bei Sardinien später Ikarisches Meer genannt wurde –, so wollte Ingenieur Conci bei Sardagna (ein allzu ähnlicher Name!) keinesfalls eine ebenso furchtbare Katastrophe riskieren – schon aus Rücksicht auf die Aktionäre! […]
Währenddessen sehen die Reisenden aus den vorbeifahrenden Zügen das schöne, kühne Werk, ausgeführt an den gewaltigen Wänden des Etschtals. Ein Werk, das der Stadt ein Flair von Fortschritt verleiht und Vertrauen in ihr aufstrebendes Schicksal verleiht – ein Vorspiel kommender Siege in allen Bereichen ihrer Tätigkeit. Der moderne Tourist, hungrig nach großen Empfindungen, wird nach Sardagna und zum Sasso Alto aufsteigen; niemand wird sich dieses intensive Vergnügen versagen. Neue Gefühle einer neuen Zeit! Mehr als die Liebe! […]
Ein Meisterwerk der modernen Technik: die Seilbahn Trient–Sardagna!“
Als die Seilbahn 1925 eröffnet wurde, war sie als erster Abschnitt einer längeren Verbindung zum Monte Bondone gedacht. Der Plan war, über Sardagna hinaus weitere Seilbahntrassen zu errichten, um den gesamten Höhenzug besser zu erschließen, was jedoch aus wirtschaftlichen Gründen, logistischen Hürden und veränderten Mobilitätsbedürfnissen bislang nicht gelungen ist. 100 Jahre nach der Eröffnung der Seilbahn Trient–Sardagna gibt es nun aber konkrete Bestrebungen, die Bahn bis auf den Bondone weiterzuführen.
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