Der Zugang zu menschenwürdigem, nachhaltigem und bezahlbarem Wohnraum wird für Millionen europäischer Bürger zunehmend schwieriger. Steigende Immobilien- und Mietpreise sowie Energie- und Renovierungskosten setzen immer mehr Familien unter Druck – besonders in Großstädten und touristisch geprägten Gebieten. Am stärksten betroffen sind junge Menschen, einkommensschwache Haushalte und Beschäftigte in systemrelevanten Berufen wie dem Gesundheits- und Bildungswesen. Im jüngsten Eurofound-Jahresbericht „Living and Working in Europe 2024“, der am 8. Mai 2025 veröffentlicht wurde, wird die Wohnungskrise als eine der Hauptursachen für soziale Schwierigkeiten in der Union genannt. Im Jahr 2024 gaben 30 Prozent der Befragten - 8 Prozent mehr als im Jahr 2023 - an, dass sie Schwierigkeiten haben, über die Runden zu kommen; von diesen hatten 10 Prozent Miet- oder Hypothekenrückstände angehäuft und 15 Prozent waren mit ihren Versorgungsrechnungen im Rückstand. Die Krise betrifft verschiedene Bevölkerungsgruppen, wobei junge Erwachsene, die sich am meisten gezwungen sehen, weiterhin bei ihren Eltern zu wohnen, sowie Haushalte mit niedrigem und mittlerem Einkommen am stärksten betroffen sind. Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes, der öffentliche Investitionen, die Regulierung des Wohnungsmarktes und gezielte Strategien zur Gewährleistung eines fairen und nachhaltigen Zugangs zu Wohnraum umfasst. Als Reaktion auf die wachsende Wohnungsnot hat die EU ihr Engagement intensiviert und eine Strategie vorgelegt. Am 18. Dezember 2024 verabschiedete das Europäische Parlament mit einem Mandat von 12 Monaten die Einrichtung des Sonderausschusses HOUS, der die Wohnbedürfnisse und die aktuellen Politiken analysieren und konkrete Lösungen vorschlagen soll. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Immobilienspekulation, der Rolle von Kurzzeitvermietungen, der Wirksamkeit europäischer Fonds und dem Potenzial gemeinnützigen Wohnungsbaus. Die Europäische Kommission hat zudem den „Affordable Housing Dialogue“ gestartet – einen Beteiligungsprozess (geöffnet bis 4. Juni), der Bürger, Unternehmen und lokale Behörden einbindet, um Beiträge für die Ausarbeitung des Europäischen Plans für bezahlbares Wohnen zu sammeln – eine Priorität des Wohnbaukommissars Dan Jørgensen. Von Juni bis Oktober folgt eine umfassendere öffentliche Konsultation. Ziel des Plans ist es, der Finanzialisierung des Wohnungsmarkts entgegenzuwirken, Mieter vor den wirtschaftlichen Folgen von Renovierungen zu schützen und mindestens 30 % des Wohnungsbestands für den sozialen oder öffentlichen Wohnungsbau vorzusehen. Die Kommission hat bereits eine Verdopplung der Kohäsionsmittel für Wohnraum vorgeschlagen und eine EU-weite Investitionsplattform ins Leben gerufen. Parallel dazu führt der Europäische Aktionsplan für bezahlbare Energie (Februar 2025) kurzfristige Maßnahmen ein, um Rechnungen zu senken und Energiearmut zu bekämpfen. Ein beratender Wohnungsrat mit unabhängigen Experten wird derzeit eingerichtet, um strategische Empfehlungen zum Plan zu formulieren. Die EU kann durch regulatorische, finanzielle und strategische Instrumente wirksam eingreifen, um eine koordinierte, nachhaltige und inklusive Antwort auf die Wohnungsfrage zu fördern – unter Berücksichtigung von Gerechtigkeit, sozialem Ausgleich und territorialem Zusammenhalt. Zwischen den europäischen Institutionen herrscht Einigkeit: Um die Wohnungskrise zu bewältigen, braucht es öffentliche und private Investitionen, weniger Bürokratie, maßgeschneiderte Lösungen für die verschiedenen Regionen und eine starke Beteiligung der Bürger und lokalen Akteure. Das gemeinsame Ziel ist das Recht auf Wohnen als grundlegendes soziales Recht zu sichern. |
Wohnungsnot in Europa: EU setzt neue Anreize
Die Europäische Union bringt neue Strategien, Fonds und Beteiligungen auf den Weg, um das wachsende Problem des Zugangs zu angemessenem Wohnraum zu lösen.

Die Wohnungskrise betrifft Millionen von Europäerinnen und Europäern, insbesondere junge Menschen und Familien mit geringem Einkommen. Die EU reagiert darauf mit einem Plan für erschwinglichen Wohnraum, mehr öffentlichen Investitionen und Regulierungsinstrumenten, die auf Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und aktive Bürgerbeteiligung ausgerichtet sind.© Pexels/KhwanchaiPhanthong
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