Das europäische Wassersystem steht zunehmend unter Druck – verursacht durch eine nicht nachhaltige Nutzung, Verschmutzung sowie den steigenden Bedarf an sauberem Wasser, etwa in der Halbleiterindustrie und Landwirtschaft. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt die EU-Strategie auf ein integriertes Konzept „von der Quelle bis zum Meer“. Im Mittelpunkt steht dabei die Aufwertung natürlicher Ökosysteme als zentrale Ressource zur Steigerung der Wassereffizienz. Naturbasierte Lösungen gelten deshalb als vorteilhafter gegenüber technischen Infrastrukturen.
Die wichtigsten Herausforderungen für das europäische Wassernetz
Das europäische Wassernetz steht aufgrund verschiedener Faktoren, auf die die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Strategie abzielt, unter vielfältigem Druck. Die wichtigsten Herausforderungen für die Verbesserung der Wassereffizienz in Europa betreffen folgende Punkte:
- Wasserverluste in den nationalen Wassernetzen, die zwischen 8 und 57 Prozent liegen und zu einer erheblichen Verschwendung von Wasserressourcen führen
- das Vorhandensein persistenter Schadstoffe in den Gewässern, wie PFAS und andere Schadstoffe aus Landwirtschaft, Industrie und städtischen Siedlungen, die für die menschliche Gesundheit schädlich sind
- die unzureichende Wiederverwendung von Abwasser mit einem europäischen Durchschnitt von 2,4 %;
- die Zugänglichkeit angemessener sanitärer Einrichtungen und sicheren Trinkwassers für die gesamte europäische Bevölkerung. Heute verfügen 1,5 % der europäischen Bevölkerung nicht über angemessene sanitäre Einrichtungen, und 4 % haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser;
Vorgeschlagene Aktionen und Maßnahmen
Die Europäische Strategie zur Widerstandsfähigkeit der Wasserversorgung schlägt vor, die Wassereffizienz in der EU bis 2030 um mindestens 10 Prozent zu verbessern und empfiehlt, dass die Mitgliedstaaten nationale Ziele für die Wassereffizienz festlegen, die auf ihren nationalen und territorialen Bedingungen und Bedürfnissen basieren. Das bedeutet, dass das in der Strategie festgelegte Ziel auf europäischer Ebene nicht verbindlich ist, sondern dass die Strategie jedem Mitgliedstaat die Möglichkeit gibt, seine eigenen Ziele auf der Grundlage der nationalen Gegebenheiten festzulegen. Um dieses Ziel zu erreichen, legt die EU-Strategie eine Reihe von Aktionen und Maßnahmen fest, die in fünf Makrobereiche eingeteilt werden können:
- Stärkung der Umsetzung verschiedener europäischer Wassermaßnahmen durch den Austausch von best-practice Beispielen, Dialoge mit Mitgliedstaaten, Regionen, Städten und Behörden. Dieser Austausch ermöglicht es, Schwierigkeiten zu erkennen, Prioritäten zu verstehen und eine stärkere transnationale Zusammenarbeit in Wasserfragen zu fördern;
- Bereitstellung von mehr öffentlichen und privaten Investitionen, um die Widerstandsfähigkeit der europäischen Wasserwirtschaft zu verbessern. Die Europäische Investitionsbank (EIB) beabsichtigt, in ein neues Programm zu investieren, das 15 Milliarden Euro für den Zeitraum 2025-2027 bereitstellt, um die Verschmutzung zu verringern, Abfall zu vermeiden und innovative Wasserunternehmen zu unterstützen;
- Beschleunigung der Digitalisierung und des Einsatzes künstlicher Intelligenz, um die Widerstandsfähigkeit der EU-Wasserwirtschaft zu erhöhen. KI bietet beispielsweise mögliche Lösungen zur Verbesserung der Identifizierung von Wasserlecks in Wassernetzen;
- Investitionen in Forschung und Innovation, um die Widerstandsfähigkeit der Wasserwirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Sektors zu verbessern;
- Förderung der Sicherheit und Widerstandsfähigkeit der Wassersysteme bei Überschwemmungen, Dürren und anderen Extremereignissen durch verstärkte Zusammenarbeit zwischen der europäischen, nationalen und lokalen Ebene.
Um zur ordnungsgemäßen Umsetzung der Maßnahmen der Strategie beizutragen, wird die Europäische Kommission ab Dezember 2025 alle zwei Jahre ein Water Resilience Forum einberufen. Schließlich wird die Kommission im Jahr 2027 eine Halbzeitüberprüfung der Fortschritte bei den in der Strategie vorgeschlagenen Maßnahmen durchführen.