Der Weinsektor ist ein Eckpfeiler des europäischen Kulturerbes und spielt eine Schlüsselrolle für die Wirtschaft, die Gesellschaft und die ländlichen Gebiete der EU. So ist die EU weltweit führend bei der Weinerzeugung (60 %), dem Verbrauch (48 %) und dem Exportwert (60 %). Der Sektor steht jedoch aufgrund der demografischen und sozialen Entwicklung, des rückläufigen Verbrauchs – der derzeit ein 30-Jahres-Tief erreicht hat – und der veränderten Verbraucherpräferenzen vor tiefgreifenden Veränderungen. Hinzu kommen die durch geopolitische Faktoren bedingte Unsicherheit der internationalen Märkte und die zunehmende Unberechenbarkeit der Produktion, die in hohem Maße den Auswirkungen des Klimawandels ausgesetzt ist.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, stellte Landwirtschaftskommissar Christophe Hansen am 11. Februar 2025 während der Sitzung des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI) des Europäischen Parlaments, den Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Überarbeitung bestimmter Marktregeln und Stützungsinstrumente vor. Der Vorschlag gründet sich auf der Arbeit der “High-Level Gruppe für Weinpolitik” (eine offizielle Einrichtung der Europäischen Kommission, welche am 27. Mai 2024 eingesetzt wurde) und enthält folgende Empfehlungen:
(1) Anpassung der Weinproduktion an die Nachfrage;
(2) Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Markt- und Klimaherausforderungen;
(3) Anpassung an Verbrauchertrends, um neue Marktchancen zu nutzen. Zu den wichtigsten Maßnahmen des Vorschlags gehören insbesondere die Vermeidung von Überschüssen, eine stärkere finanzielle Unterstützung für gezielte Investitionen, klare Vermarktungsnormen, eine harmonisierte Etikettierung und die Förderung des Weintourismus.
Am 3. April 2025 gab der Ausschuss der Regionen (AdR) auf seiner 165. Plenartagung in Brüssel die neue Gründung einer interfraktionellen Arbeitsgruppe „Wein für Natur und Wirtschaft“ (WINE) bekannt, deren Aufgabe es sein wird, die ländliche Entwicklung zu unterstützen und die Interessen der europäischen Weinregionen in der EU-Politik zu vertreten.
Im Europäischen Parlament wird die Sensibilisierung und Förderung von Weinfragen von der interfraktionellen Arbeitsgruppe „Wein, Qualitätslebensmittel und Spirituosen“ wahrgenommen, die zu den ältesten gehört (sie wurde 1994 gegründet) und in der der EU-Abgeordnete aus Südtirol, Herbert Dorfmann, eines der 70 Mitglieder ist. Ihr Ziel ist es, den Weinsektor der EU zu fördern und zu verteidigen, seine Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu stärken, indem sie die Erzeuger unterstützt und die lokalen Traditionen, die Produktqualität und die Weinkultur fördert.