Im März 2024 verabschiedete die Europäische Union die Verordnung über künstliche Intelligenz (KI-Gesetz), um Werkzeuge, die KI nutzen, entsprechend dem Risiko, das sie für die Gesellschaft darstellen, zu regulieren. Im selben Jahr hat die Europäische Kommission auch Fördermaßnahmen für Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zur Entwicklung zuverlässiger Werkzeuge der künstlichen Intelligenz auf den Weg gebracht und auf dem Weltgipfel für KI im Februar 2025 in Paris die Initiative „InvestAI“ angekündigt, mit der 200 Mrd. EUR an Investitionen in der EU mobilisiert werden sollen.
Schließlich stellte die Europäische Kommission am 9. April den Aktionsplan für den Kontinent der künstlichen Intelligenz vor, mit dem die Entwicklung und Nutzung künstlicher Intelligenz gefördert und das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit in der EU gesteigert werden sollen. Dieser Aktionsplan ergibt sich zum einen aus der Notwendigkeit, mit anderen führenden Ländern im Bereich der künstlichen Intelligenz wie den Vereinigten Staaten und China konkurrieren zu können, zum anderen aber auch aus der jüngsten Sorge europäischer Unternehmen, die Gelegenheit zu verpassen, ihre KI-Werkzeuge zu verbessern.
Die wichtigsten Maßnahmen des Aktionsplans im Überblick
Die Maßnahmen des Plans sind in fünf Schlüsselbereichen angesiedelt:
1. Aufbau einer groß angelegten KI-Computerinfrastruktur
Der Plan sieht die Einrichtung von mindestens 13 KI-Fabriken vor, die Start-ups, Unternehmen und Forscher bei der Entwicklung von Hightech-KI-Modellen und -Anwendungen unterstützen sollen. Gleichzeitig sollen fünf KI-„Gigafabriken“ geschaffen werden, in denen dank ihrer Rechenleistung komplexe Modelle der künstlichen Intelligenz trainiert werden können. Diese Fabriken erfordern sowohl öffentliche als auch private Investitionen, wobei letztere auch durch das Instrument „InvestAI“ ermöglicht werden.
2. Besserer Zugang zu hochwertigen Daten
Um KI-Modelle richtig entwickeln und trainieren zu können, müssen große Mengen an hochwertigen Daten gesammelt werden. Dieser Prozess wird durch die Strategie der Datenunion ermöglicht, die die Schaffung eines Binnenmarktes für Daten ermöglichen wird. Darüber hinaus werden Datenlabors in KI-Fabriken unverzichtbar sein, um Daten zu organisieren und sie Forschern und Entwicklern zur Verfügung zu stellen.
3. Förderung von KI in strategischen Sektoren
Der Aktionsplan zielt auch darauf ab, den Einsatz von KI in strategischen Sektoren wie dem öffentlichen Sektor und dem Gesundheitswesen zu erhöhen, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu steigern und die Dienstleistungen für die Bürger zu verbessern. Die Europäische Kommission wird eine Strategie für angewandte KI verabschieden, die durch KI-Fabriken und European Digital Innovation Hubs (EDIH) umgesetzt werden soll.
4. Stärkung von KI-Kompetenzen und -Talenten
Um seine Ziele zu erreichen, zielt der Aktionsplan notwendigerweise darauf ab, die Nachfrage nach KI-Talenten zu stärken, indem Talente, Forscher und Experten von außerhalb Europas angezogen werden und ihre Einstellung in der EU erleichtert wird. Darüber hinaus fördert der Plan die Aktivierung von Bildungs- und Ausbildungsprogrammen zu KI, um die nächste Generation von Experten auszubilden und Arbeitnehmern zu helfen, ihre KI-Fähigkeiten zu verbessern.
5. Vereinfachung der Umsetzung der KI-Verordnung
Die Europäische Kommission hat bereits Leitlinien angenommen, um die Industrie und die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der KI-Verordnung zu unterstützen, und wird den AI Act Service Desk als Anlaufstelle für Unternehmen einrichten, um Informationen und Beratung zu erhalten.
Die nächsten Schritte
Um den Aktionsplan mit den Bedürfnissen der europäischen Wirtschaft und Gesellschaft in Einklang zu bringen, hat die Europäische Kommission öffentliche Konsultationen eingeleitet:
- eine öffentliche Konsultation, die sich an alle Interessengruppen richtet, um ihre Ansichten zum Rechtsakt über die Entwicklung von Cloud und KI auszutauschen;
- eine öffentliche Konsultation zur Strategie für angewandte KI, um die Prioritäten der Interessengruppen und die Herausforderungen bei der Einführung von KI zu verstehen;
- eine öffentliche Konsultation zur Strategie für die Datenunion, die ab Mai 2025 offen sein wird.